LOT 72 BRUNO KRAUSKOPF (1892 Marienburg/Westpreußen - 1960 Berlin)
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Brooklyn Bridge Öl auf Holz. Um 1949. 61,5 x 74,4 cm. Unten rechts mit Pinsel in Dunkelblau signiert „B. Krauskopf“. Wahrzeichen im Farbenrausch: In unwegsam verzerrten Höhen spannt sich die Brooklyn Bridge diagonal über den Malgrund. Der Marionettenspieler Krauskopf lässt die an Stahlträgern befestigten Streben und Drähte des monumentalen Bauwerks in bunten, lichtbewegten Vertikalen heiter durch den warm-orangenen Abend tanzen. Am Firmament kreiselt eine mehrfarbige Sonne, die in grellroten Ausläufern wachend, alarmiert auf eine gewaltsam in die Komposition eindringende Spitze scheint. Das brachiale Konstrukt erweist sich bei näherem Hinsehen als doppelspurige Zufahrtsstraße, auf der ein endloser Strom schematisierter Fahrzeuge lautstark himmelwärts strebt - es gibt keine Ruhe in der Stadt, die niemals schläft. Aggressiv und vielfarbig verrenkt beschreit der Künstler seine Ankunft in New York. Krauskopf war im November 1948 vom norwegischen Stavanger, einer beschaulichen Küstenstadt, nicht ganz freiwillig in die Hektik der amerikanischen Millionenmetropole übersiedelt, wo er ein Atelier in Greenwich Village bezog. Die Überzeugungsarbeit hatte der emigrierte Berliner Galerist Feigl geleistet und den ehemaligen Secessionskünstler sogleich unter Vertrag genommen. Der erneute Lebensbruch zeigt sich deutlich im Werk - die flächig gesetzten, klangvollen Landschaften Skandinaviens weichen schrillen Tönen und Gegenstandsdeformationen - eine Entwicklung die wahrscheinlich nicht nur der spontanurbanen Überreizung zuzuschreiben ist, sondern auch dem abstrakten Expressionismus, der seit Ende der 1940er Jahre mit großem Elan durch die Kunstwelt des Big Apple geisterte. Um zu verarbeiten und gut zu verkaufen, bedurfte es einer neuen Sprache. Krauskopf unterwarf sich die Stadt zunächst, indem er sie behutsam auseinandernahm und in veränderter, gerade noch identifizierbarer Form wieder zusammenbaute. Das Porträt der ehemals weltgrößten Hängebrücke wird eine der ersten in Amerika geborenen Arbeiten sein.
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